Wäre die iOS-Spieleentwicklung ein blühender Garten, Publisher chillingo hätte den grünsten aller grünen Daumen. Was uns da in regelmäßigen Abständen vor die Spielernasen kommt, entpuppt sich in den meisten Fällen als hohe Kunst der Smartphone-Videospiel-Entwicklung und erfreut Gelegenheitszocker sowie Hardcoregamer auf der ganzen Welt. Titel wie Angry Birds oder Cut the Rope erreichen schleichend Bekanntheitsgrade wie Coca Cola oder McDonalds und gehören ohne Frage in jede halbwegs gut sortierte App-Sammlung. Aus genau diesem Grunde werden wir besonders hellhörig, wenn die Jungs wieder einen Entwickler unter ihre Fittiche nehmen, um ein neues Projekt an Mann und Frau zu bringen. “Tiny Troopers” nennt sich das gerade erschienene Werk, wurde von Kukouri Mobile Entertainment entwickelt und verschleppt den Spieler schnurstraks in ein brandgefährliches Kriegsgebiet. Ballert sich chillingo mit dem Arcade-Shooter erneut zu Ruhm und Reichtum, oder handelt es sich um einen Schuss in den Ofen? Ihr erfahrt es in unserem Test!
-b1-In “Tiny Troopers” übernehmt ihr in einem an Afghanistan erinnernden Setting einen Trupp von mindestens 2 bis an die Zähne bewaffneten Soldaten und führt diesen tief hinter den feindlichen Linien möglichst ohne Verluste durch lebensgefährliche Missionen. Die Ziele können dabei variieren, wiederholen sich aber im Verlaufe des Spieles immer wieder. So müsst ihr in fast jeder Mission feindliche Gebäude zerstören und die gegnerischen Soldaten ausschalten. Nebenbei muss zum Beispiel ein Journalist von A nach B eskortiert, eine Gruppe Geiseln aus der Gefangenschaft befreit oder hochrangige Offiziere außer Gefecht gesetzt werden.
-b2-Bis hierhin unterscheidet sich “Tiny Troopers” also eigentlich kaum von ernsthaften Shootern wie “Call of Duty” oder “Battlefield”, in denen uns Krieg so brutal authentisch, so blutig real wie möglich vermittelt werden soll. Ohne zu tief und mit falschem Ernst in die Thematik einsteigen zu wollen, sei folgendes erwähnt: genau an diesem Punkt nämlich manövriert sich der Top-Down-Shooter in eine prekäre Lage. Tiny bedeutet “winzig, klitzeklein”. Die Soldaten in “Tiny Troopers” sind winzig, haben Stimmen wie die Chipmunks und strahlen eigentlich nichts Bedrohliches oder Gefährliches aus. Doch unter dem putzig harmlosen Gewand versteckt sich ein erschreckend ernstzunehmendes Kriegsspiel. So winden sich erschossene Gegner manches Mal schreiend am Boden und auf Knopfdruck eröffnen eure Trooper ohne zu zögern nochmal das Feuer, erlösen den um sein Leben ringenden Soldaten. Zivilisten rennen aufgeregt durcheinander und finden ihren Tod im Kreuzfeuer gegnerischer und eigener Streitkräfte. Solche und ähnliche Szenen spielen sich tatsächlich der Kriegsrealität Afghanistans oder des Irak ab. Darf man Krieg verniedlichen? Grausam entstellte Leichen, zerstörte Häuser und schwer verletzte Zivilisten, all das könnte nicht weiter entfernt sein von “niedlich”.
-b3-Fernab von kontroversen Beobachtungen dieser Art ist “Tiny Troopers” aber ein wirklich gelungenes Spiel. Langeweile kommt in keiner der 30 Missionen auf und für Motivation ist stets gesorgt. Das liegt vor allem an dem Konzept, seine Soldaten heil bis zum Missionsende zu führen, um den an Erfahrung reicher gewordenen Kamerad auch in kommenden Operationen einsetzen zu können. Mit jedem erfolgreich absolvierten Level steigt euer Trooper im Rang und passt ihr nicht auf, dann wachsen euch die kleinen Kameraden sogar ein bisschen ans Herz. Als unser Brille tragender “Doc” nach 8 überstandenen Missionen im feindlichen Kugelhagel getroffen zu Boden sackte, verursachte das kurzzeitig feuchte Augen und zittrige Unterlippen, so nah ging uns der Pixel-Tod des mittlerweile kampferprobten Veteranen :-).
-b4-Vor jedem Level wählt ihr die Schwierigkeit aus. Je nachdem, wie sachte ihr es angehen lasst, bekommt ihr nach der Mission zwischen ein und drei Sternen und eurer Leistung entsprechend Credits. Die gibt es auch für gesammelte “Dog Tags”, getötete Feinde und zerstörte Gebäude. Fallen eurem Feuer Zivilisten zum Opfer, gibt es Abzug. Die Credits könnt ihr vor und während der Missionen in nach und nach freischaltbare Soldaten oder auf eine Mission beschränkte Upgrades investieren. Mit gefundenen Medaillen könnt ihr permanente Verbesserungen erwerben. Das bringt zusätzliche Motivation und jede Menge Abwechslung mit sich. Super!
-b5-Die Grafik kann sich sehen lassen. Die winzigen Soldaten sind individuell gestaltet und wachsen einem schnell ans Herz. Explosionen sehen gut aus, Bewegungen sind hübsch animiert und das Spiel läuft butterweich. Wäre es nicht so brutal, wir würden glatt behaupten, selten so einen putzigen und liebevollen Look in einem iOS-Spiel zu Gesicht bekommen zu haben.
Auch in Sachen Sound haben die Jungs von Kukouri Mobile gute Arbeit geleistet. In Nachtmissionen erzeugt Grillengezirpe eine, angesichts der tödlichen Kriegsrealität, trügerisch ruhige Atmosphäre. Und auch die verzweifelten Todesschreie getroffener Soldaten und die dröhnenen Maschinengewehrsalben passen einfach ins Setting. Tatsächlich ist “Tiny Troopers” eines der Spiele, das mit Sound mehr Spaß macht als ohne.
Euren Trupp steuert ihr auf erdenklich einfache Weise. Indem ihr auf den gewünschten Zielort tippt, marschiert der Trupp los. Nach demselben Prinzip werden feindliche Soldaten oder Gebäude markiert und dann automatisch angegriffen. Granaten, Panzerfäuste und Luftangriffe löst ihr aus, indem ihr eines der Items vom rechten Bildschirmrand per Drag & Drop mit dem Finger auf das gewünschte Ziel zieht. Zu beachten ist noch, das es auch während eines Gefechtes sinnvoll ist, die Soldaten zu bewegen, da sie so weniger leicht getrofffen werden. Insgesamt ist die Steuerung simpel und gut!
“Tiny Troopers” ist, abseits der Verniedlichung der brutalen Kriegskulisse, ein wirklich gutes Spiel! Es ist ungemein motivierend, seine Soldaten heil nach Hause und in die nächste Mission zu führen. Dabei muss man stets überlegen, ob man seine Credits lieber spart oder investiert, um sich einen Vorteil im nächsten Level zu verschaffen.