Kanada hat nicht nur das Ahorn-Blatt auf der Flagge, sondern auch talentierte Entwickler am Start. In Burnaby sitzen die Jungs von Ossian Studios und basteln seit 2003 an mehreren Fantasy-Spielen. Während die ersten Titel noch exklusiv für den PC waren, hat der neueste Streich damit nichts mehr zu tun. Mit The Shadow Sun -l5969- dürfen wir ab heute nämlich ein äußerst umfangreiches RPG dem AppStore downloaden, das mehr als drei Jahre Entwicklungszeit auf dem Buckel hat. Wir hatten das Vergnügen schon vor ein paar Tagen und haben uns den Kandidaten eingehend zu Gemüte geführt. Ob sich eine Reise durch Shar’s Gassen lohnt, lest ihr in unserem Test.

-b1-Die Goldene Stadt, eigentlich Symbol blühenden Reichtums und Wohlstands der südlichen Königreiche, droht in Chaos und Zerstörung zu versinken. Grund ist nicht etwa ein gnadenlos vor sich hin wütender Krieg, sondern eine mysteriöse Plage, wie sie tödlicher kaum sein könnte. Die Bewohner der Stadt werden einer nach dem anderen von einer furchtbaren Krankheit heimgesucht, verfallen dem Wahnsinn und gehen zum Schluss elendig zu Grunde.
Doch das scheint zu Beginn des Abenteuers eigentlich noch relativ unwichtig, denn eure Aufgabe ist es, zuerst einmal herauszufinden, was mit euren Diplomaten geschehen ist. Zu diesem Zweck habt ihr in eurem Gefolge gleich noch einen mit Namen Mathis und die ebenso unerschrocken, wie hübsche Ashe, die euch mit ihrer Armbrust tatkräftig im Gefecht unterstützt. Nachdem ihr euch durch mehrere, von der geheimnisvollen Krankheit befallenen Einwohner geschnetzelt habt, werdet ihr am Tor von einer mürrischen Wache begrüßt, die euch aber freundlicherweise direkt zum Vorplatz des Palastes führt. Euch fällt schnell auf, dass die Herren und Damen auf „Nordische“ alles andere als gut zu sprechen sind. Man beschuldigt euch gar, Auslöser der furchtbaren Pest zu sein.
-b2-Dass die Dinge nicht so laufen wie erhofft, wird kurze Zeit später klar, als ihr getrennt vom lieben Diplomaten Mathis in einer Seitengasse von der Palastgarde attackiert werdet. Im letzten Moment springt euch ein Herr zur Seite, der euch in seinem Versteck wenig später erzählt, dass der Herrscher von Shar sich scheinbar merkwürdig verhält, seitdem er einen neuen Berater hat. Ähnliches wisst ihr von eurem König Alaric von Eldwyn zu berichten. Zudem nutzt ein gewisser Maljiin, der sich selbst als Propheten bezeichnet die furchtbaren Umstände für seine hinterhältigen Zwecke aus. Es besteht also dringender Handlungsbedarf in Shar.
-b3-Die Geschichte bleibt während der 10-12 Spielstunden stets spannend und wird in den Dialogen zwischen den verschiedenen Charakteren vorangetrieben. The Shadow Sun -l5969- schafft es dabei so kurzweilig zu bleiben, dass der Abspann schneller über den Bildschirm rollt als euch wahrscheinlich lieb ist, denn die Reise durch Shar und Umgebung macht durchaus Laune. Zu Beginn erstellt ihr euren Charakter und könnt dabei, neben einigen wenigen äußerlichen Optionen anzupassen, vor allem schon mal auf euren „Build“ hinskillen. Es gibt gerade einmal 6 Eigenschaften, auf die ihr Punkte verteilen könnt. Stärke, Geschicklichkeit, Ausdauer, Wahrnehmung, Intelligenz und Charisma. Die Fähigkeiten sind da schon etwas umfangreicher und sind in die Kategorien Waffe, Angriff, Magie, Rogue und Allgemein unterteilt. In jeder Kategorie finden sich 6 Fähigkeiten, die ihr bis auf Stufe 3 verbessern könnt, indem ihr die nach Levelaufstiegen gewonnenen Punkte investiert. In klassischer Rollenspielmanier verändert sich das Gameplay so ein wenig, je nachdem in welche Fähigkeiten ihr investiert und wie ihr eure Eigenschaften gewichtet. Wer im Kampf auf Magie setzt, sollte seine Punkte nicht in Stärke, sondern in Intelligenz stecken.
-b4-Häufig lassen sich Missionen auch unterschiedlich bewältigen, je nachdem wie ihr euren Charakter entwickelt. So eröffnen sich euch zusätzliche Gesprächsoptionen, wenn ihr genügend Charisma habt und könnt vielleicht einen Kampf geschickt umgehen. Vor jeder Mission müsst ihr euch im Versteck einen Kompagnon aussuchen, der euch begleiten soll. Unterwegs könnt ihr dann sogar einfache Befehle erteilen, bzw. zwischen dem Angriffs- und Unterstützer-Modus wählen. Je nachdem attackiert euer Begleiter entweder einen ausgewählten Gegner oder heilt euch, vorausgesetzt, er besitzt eine solche Fähigkeit. Alternativ könnt ihr euch im Dialog austauschen und bei Bedarf Heil- und Entgiftungstränke verabreichen. Im gut sortierten Inventar findet ihr alles wieder, was ihr einsammelt und rüstet euch mit Waffe, Schild, Rüstung und Schmuck aus. Gegenstände können auf euer Rüstungs-, Ausweich- und Block-Level Einfluss nehmen oder eure Eigenschaften sowohl positiv als auch negativ verändern.
-b5-Gut gefallen hat uns außerdem das Journal, mit dem ihr stets einen guten Überblick über offene Aufträge behaltet, sowie den umfangreichen Codex. Dieser beinhaltet allerhand Informationen über alles und jeden in und um Shar und hilft Zusammenhänge besser nachvollziehen zu können. The Shadow Sun -l5969- basiert auf der Unity Engine, die, wenn mittlerweile auch ein wenig in die Jahre gekommen, immer noch schicke Texturen auf den Bildschirm zaubern kann. Je nachdem auf welchem Device ihr spielt, skaliert die Grafik mit der möglichen Performance. Das finden wir richtig gut, denn so gibts keine Framerate-Einbrüche und ein flüssiges Spielerlebnis. Außerdem waren wir beeindruckt von der Übersichtlichkeit der Menüs und des Interfaces. Eine Schnellzugriffsleiste am unteren und linken Bildschirmrand lässt euch zudem rasch auf Zauber, Spezialattacken und Fallen zugreifen. Die Steuerung erfolgt klassisch über ein D-Pad in der linken, unteren Ecke sowie einen Aktionsbutton rechts, der je nach Kontext seine Belegung ändert. Mal sprecht ihr damit Leute an, mal sammelt ihr Gegenstände ein. Auch im Kampf ist er der Schlüssel zum Erfolg, schwingst du mit ihm doch dein Schwert durch kurze Taps und verteidigst dich durch lange Taps.

The Shadow Sun ist ein gut gemachtes RPG mit nur kleinen Schwächen. Die liebevoll designten Umgebungen erstrahlen zwar nicht im neuesten Grafik-Glanz á la Infinity Blade III -l12813-, was aber bei einer so riesigen Spielumgebung auch kaum zu erwarten ist. Die fesselnde, wenn auch klischeebehaftete Geschichte, das simple Interface, die gute Steuerung und gut 10 Stunden Spielspaß haben uns allemal überzeugt. Das Levelsystem mit seinen Eigenschaften und Fähigkeiten gibt euch die Möglichkeit, das Spiel auf verschiedene Arten anzugehen und sich nach harter Arbeit endlich das neue Schwert beim Händler leisten zu können, fühlt sich bei „The Elder Scrolls IV: Skyrim“ auch nicht wirklich besser an. Wermutstropfen ist die ausschließlich englische Sprache. Bei einem Spiel, das zu einem großen Teil von der Geschichte und den Dialogen mit anderen NPCs lebt, ist das ein klarer Minuspunkt für alle, die dem Englischen nicht mächtig sind.