Studio Fizbin. Dahinter steckt ein Team aus rund 20 hochmotivierten, jungen Menschen, die sich für das Adventure The Inner World -l12490- verantwortlich zeigen, das im Juli bereits für PC erschienen ist. Was im Jahr 2010 als Studienprojekt am Animationsinstitut der Filmakademie Baden-Württemberg begann, hat inzwischen durchaus gute Wertungen aller großen deutschen Spielemagazine abgestaubt. Und steht seit heute endlich auch im AppStore zum Download bereit. Ob sich der Kauf des klassischen Point-and-Click-Adventures für euch lohnt, lest ihr in unserem Test.

-b1-„Mitten in einem unendlichen Reich aus Erde existiert eine sehr unwahrscheinliche Welt.“ Mit diesen Worten beginnt der Story-Trailer zu The Inner World -l12490-. Dass die Windbrunnen, die Asposien mit Energie versorgen, einer nach dem anderen versiegen und die Welt in regelmäßigen Abständen von furchterregenden Monstern, den Basylen, heimgesucht wird, macht die Mission, die der kleine Novize Robert vor der Brust hat, nicht gerade leichter. Zusammen mit der geheimnisvollen Diebin Laura macht er sich auf, den Vater des verschlossenen und zynischen Mädchens zu finden und ergründet ganz nebenbei das Mysterium um die Windgötter und das drohende Ende Asposiens.

Den Kern eines jeden Point & Click Adventures bilden deren Rätsel, die immer wieder durch kleine Videosequenzen verknüpft sind und so die Story weiter vorantreiben. Die Knobelaufgaben sind bei The Inner World -l12490- ähnlich kreativ gestaltet wie das Charakter- und Umgebungsdesign, deren Lösungen aber meist durchaus knifflig. Wenn es mal hakt, hilft euch ein ziemlich fein abgestuftes Hinweissystem auf die Sprünge, bei dem ihr für jedes gerade aktuelle Rätsel einen Hinweis nach dem anderen aufdecken könnt, um der Lösung Schritt für Schritt auf die Schliche zu kommen.

-b2-Um euch einen Eindruck von der Art und Weise der Rätsel zu verschaffen, führen wir hier mal beispielhaft zumindest einen kleinen Teil einer früh im Spielverlauf auftauchenden Kopfnuss vor (wenn ihr alles selbst lösen wollt, solltet ihr diese zwei Absatz überspringen): Ihr müsst Laura finden. Eine Dame mitsamt Baby weiß zwar, wo sie ist, gibt euch aber keinerlei Auskunft, bevor ihr dem Säugling nicht einen neuen Strampelanzug besorgt habt. Zufälligerweise sitzt im Gefängnis um die Ecke einer der talentiertesten Schneider Asposiens, der sich bereiterklärt, den Strampler für euch zu stricken, vorausgesetzt, ihr beschafft ihm die notwendigen Utensilien. Die Strickvorlage tauscht ihr gegen eine von einem Wächter geklaute Lunch-Box mit Murmeln bei einem frechen Jungen, der sich nichts sehnlicher wünscht, als einen echten Schatz zu finden.
-b3-Der steife Gehstock eines unglücklichen und von den Basylen versteinerten Asposiers reicht als Stricknadeln und nachdem ihr den Drehstuhl, auf dem ein Windmönch in seiner Robe sitzt und Glücksspiele spielt, anstatt sich mit dem Untergang seines Volkes auseinanderzusetzen, mit einem glitschigen Fisch geölt habt, müsst ihr den Heiligen nur noch von seinem Umhang befreien. Dazu reicht ein beherzter Zieher an einem losen Faden und dank des geölten Drehstuhls wickelt sich die benötigte Wolle wie von allein auf ein Knäuel. Der Mönch völlig entblößt, beginnt darauf einen holprigen Flirt mit dem Vollweib von Barfrau.

-b4-Die Geschichte von The Inner World -l12490- ist dabei durchaus mit Witz und Charme erzählt. Roberts naive und kindliche Art ist diesem gerade in den ersten Spielminuten noch zuträglich, nutzt sich aber viel zu schnell ab und nervt ab diesem Zeitpunkt oft nur noch. Da haben uns die markigen Sprüche der latent genervten Diebin Laura besser unterhalten. Später im Spiel schlüpft ihr nämlich auch in ihre Rolle und löst das eine oder andere Rätsel. Neben solch handlungsorientierten Knobeleien wie eben beschrieben, bei denen ihr oft auch Gegenstände in eurem Inventar miteinander kombinieren müsst, müsst ihr hin und wieder auch mal eine Melodie auf Roberts durchlöcherter Nase spielen, um weiterzukommen, oder im Dialog andere Charaktere durch die richtige Argumentation übertrumpfen.

-b5-Sound und Grafik verdienen viel Lob, denn die liebevoll und komplett von Hand gezeichnete Welt und die Charaktere, die diese bevölkern, sehen großartig aus. Bewegungen sind toll animiert und die verschiedenen Schauplätze des Abenteuers haben uns immer wieder aufs Neue fasziniert. Die Sprachausgabe ist hervorragend gelungen und vor allem komplett in deutscher Sprache, alle Charaktere sind hochprofessionell vertont worden und sorgen zusammen mit der wundervoll stimmigen Soundkulisse und der herrlich entspannenden Musik für eine Atmosphäre, in der man sich ohne Probleme verlieren kann.

Die Steuerung ist genretypisch und erfolgt mit gezielten Taps- und Wischgesten, im Gegenstände anzuschauen, sie einzusammeln, mit ihnen zu interagieren oder auch um Gespräche mit den vielen Personen des Spieles zu beginnen. Leider sind wir aber zwischendurch auch auf ein paar technische Probleme gestoßen. So hatten wir gelegentlich mit Abstürzen zu kämpfen und mussten das Spiel, dass eigenständig regelmäßige Speicherpunkte setzt, hin und wieder neu starten, nachdem es uns nicht möglich war, Inventar-Gegenstände zusammen mit der Spielwelt zu benutzen. Erst nach dem erneuten Laden des Spielstandes reagierte der heimliche Star von The Inner World -l12490-, die putzige Taube „Hack“, auf das ihr angebotene Taubenfutter und ließ sich von uns in die Falle locken.

The Inner World -l12490- ist ein durchaus gelungenes Point-and-Click-Adventures, dass eigentlich nicht viel falsch macht. Kreative und sich in der Herangehensweise voneinander unterscheidende Rätsel, das tolle Spieldesign und die großartige Vertonung sorgen zusammen mit dem perfekt dosierten Hinweissystem für ein tolles Spielerlebnis, dass lediglich durch ein paar unnötige, aber verschmerzbare technische Aussetzer und einen leider etwas zu naiven und deshalb auf Dauer etwas nervigen Protagonisten getrübt wird. Trotzdem sprechen wir eine eindeutige Kaufempfehlung (nicht nur) für Genrefans aus.