Ohrenbetäubender Motorenlärm mischt sich mit dem lauten Schnarren druckluftbetriebener Schlagschrauber, Benzingeruch liegt in der Luft, die Sonne brennt auf den Asphalt und frenetisch jubelnde Fans schwenken riesige Flaggen durch die Luft, während 43 Wagen mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 300 km/h über die Piste donnern. Bei wem sich jetzt noch nicht vor wohliger Genugtuung die Zehennägel aufgerollt haben, der hat einfach kein Benzin im Blut oder noch nie was von NASCAR gehört. Die National Association for Stock Car Auto Racing hat ihren Ursprung in Florida während der Prohibitionszeit der 30er Jahre. Alkohol war streng verboten, doch spitzfindige Tüftler rüsteten normale Serienwagen auf, um das flüssige Gold nachts schneller über die Landstraßen transportieren zu können. Schließlich veranstaltete man Rennen, um zu sehen, wer das schnellste Auto hatte. NASCAR war geboren. 70 Jahre später ist Alkohol in aller Munde und die Wagen haben mit Serienmodellen mittlerweile auch nicht mehr viel zu tun. „Speedway Racers“ aus dem Hause Lock Stock Games schickt euch direkt auf die Piste und die Jagd nach Siegen. Ob das neue Rennspiel etwas taugt oder eher eine Fehlzündung im V8 ist, lest ihr in unserem Test.
-b1-Bei „Speedway Racers“ handelt es sich um einen klassischen Vertreter des Rennspiel-Genres. Auf 5 Strecken, die wahlweise auch spiegelverkehrt gefahren werden können, kämpft ihr in diesem Arcade-Racer um Siege und hinterlasst dabei ordentlich Gummi auf der Straße. Dabei stehen euch, anders als in der realen Vorlage, nicht über 40, sondern ganze 3 Fahrzeuge zur Verfügung. Der „Stinger“ ist mit 288 km/h zwar das langsamste Fahrzeug, dafür lässt es sich aber auch ziemlich leicht kontrollieren und Drifts werden automatisch eingeleitet, wenn ihr stark lenkt. Der „Duke“ kratzt an der 300-Sachen-Marke. Um einen gelungenen Drift hinzulegen, müsst ihr zweimal schnell aufs Bremspedal tippen. Fortgeschrittener Schwierigkeitsgrad also, doch im Vergleich zum „Goliath“ ist das noch Kindergarten. Der 311 km/h schnelle Bolide verweigert jeglichen Heck-Ausbruch und will daher mit einem Fuß auf der Bremse im Zaum gehalten werden.
Vom Hauptmenü aus könnt ihr auf 4 Spielmodi zugreifen: Arcade, in dem ihr Wagen und Strecke, sowie Gegneranzahl selbst wählt, Karriere, die euch in sämtlichen Wagen auf allen Streckenkombinationen vorwärts wie rückwärts ins Rennen schickt, sowie Quick Play, dass euch nach dem Zufallsprinzip direkt in die Action verfrachtet. Außerdem könnt ihr via GameCenter mit bis zu 4 anderen humanen Gegnern online um die Wette fahren.
-b2-Überraschungen gibt es, was die verschiedenen Spielmöglichkeiten angeht, also nicht wirklich. Ähnlich verhält es sich mit dem Streckendesign. Die 5 Tracks kennt ihr nach kurzer Zeit bereits auswendig und solltet kein Problem haben, schnell Bestzeiten in den Asphalt zu brennen. Das Fahrverhalten der Wagen kann wohl getrost als Standard bezeichnet werden. „Speedway Racers“ erfindet nichts neu und sticht leider auch nicht wirklich aus der riesigen Palette an iOS-Renn-Titeln hervor, aber schlecht ist das Ding auch nicht. Souveränes Mittelfeld eben. Zwar wird während der Ladezeiten vor der aggressiv intelligenten KI der Gegner gewarnt, im Rennen machen die Boliden aber einer nach dem anderen, anstandslos Platz, um euch das Überholen ja nicht allzu sehr zu erschweren. Gut gefallen hat uns jedoch, dass euch die Möglichkeit eingeräumt wird, mit automatischer oder manueller Beschleunigung zu fahren. Das gewährt geübteren Rennfahrern eine zusätzliche Herausforderung, lässt aber auch den Zwischendurchspieler auf seine Kosten kommen.
-b3-Die Grafik ist wie alles andere in „Speedway Racers„: gutes Mittelmaß. Die Texturen sind scharf, der Retro-Stil angemessen, die Streckendetails auch. Das Spiel sieht ok aus, bleibt aber im Vergleich mit anderen Genre-Top-Titeln eher blass. Ein packendes Geschwindigkeitsgefühl kommt leider auch nicht wirklich auf, obwohl 300 Sachen eigentlich echt schnell sind und jeder wohlhabenden, frustrierten Mid-Life-Cryslerin ein gratis Gesichtslifting verpassen könnten. Irgendwie kommt beim Fahren aber kein wirklicher Geschwindigkeitsrausch auf und das Benzin im Blut nicht so richtig in Wallung.
Der Sound knüpft da an, wo Gameplay und Grafik aufhören. Nervig pseudo-rockige Musik, wie man sie schon X-mal gehört und überhört hat, untermalen die zugegebenermaßen ganz schön klingenden Motorengeräusche und haben uns nun wirklich alles andere als aus den Socken gehauen. Fährt man gegen die Streckenbegrenzung klingt das außerdem, als würde jemand eine Luftpumpe betätigenhm.
-b4-Gesteuert wird, wie eigentlich in jedem iOS-Racer per Neigung eures Gerätes. Gebremst und optional Gas gegeben, wird mit Buttons unten links bzw. rechts. Das geht tatsächlich auch ganz gut. Das Driften um enge Kurven bedarf etwas Übung. Da man aber auch bei einem Frontalcrash gegen eine Mauer mit Tempo 280 nicht allzu viel Boden auf die Gegner verliert geschweige denn der Wagen einen Kratzer abbekommt, ist das auch nicht allzu schlimm – typisch Arcade-Racer eben.
„Speedway Racers“ macht einiges richtig, Spielspaß gehört aber leider nur relativ bedingt dazu. Wer aber einfach ein bisschen Autorennen spielen will, ohne allzu hohe Erwartungen an Innovation und Liebe zum Detail zu haben, der kann trotzdem für einen sehr moderaten Preis zugreifen.