Brettspielumsetzungen für iOS mögen vielleicht nicht die erfolgreichsten Spiele im AppStore sein, erfreuen sich aber nach wie vor großer Beliebtheit. Nicht umsonst steht mit Die Fürsten von Catan -l12656- im Moment ein klassisches Brettspiel auf Platz 4 der meistverkauften Spiele-Apps. Carcassonne -l3866-, Scotland Yard -l11167-, San Juan -l11524-, Das verrückte Labyrinth -l10103-… all das sind Beispiele für erfolgreiche Spieleklassiker, denen ein gut funktionierender Ableger für die mobilen Tablets beschert wurden. Space Hulk -l12289- ist da keine Ausnahme. Seit 1989 liefern sich Spieler im “Warhammer 40,000”-Franchise taktisch anspruchsvolle Gefechte zwischen Space Marines und Symbionten auf einem mittels einzelner Kartonelemente beliebig zusammensetzbaren Spielfeld, würfeln, ziehen und schießen, was die Bolter hergeben. Wir haben uns für euch in die klaustrophobisch engen Gänge einer Raumstation im Secoris Sektor begeben, um uns auf die Jagd nach ein paar Genräubern zu machen. Ob sich ein Download lohnt, lest ihr in unserem Test.

-b1-Auf eine zusammenhängende Story wurde komplett verzichtet. Eher spielt ihr 12 relativ zusammenhanglose Missionen nacheinander weg, die alle unter einer im Vorspann relativ rudimentär dargelegten Prämisse stehen. Im Prinzip geht es um Rache. Das Spielprinzip wurde eins zu eins von der Brettspielvorlage übernommen. Ihr verfügt zu Beginn jeder Mission über 5 Terminatoren, von denen jeder 4 Aktionspunkte zur Verfügung hat, die sich nach jeder Runde wieder auffüllen. Zusätzlich habt ihr ein Kontingent an Kommandopunkten, die prinzipiell dem ganzen Squad zur Verfügung stehen und bei Bedarf zusätzlich zu den Aktionspunkten aufgebraucht werden können.

-b2-Jede Aktion verschlingt schließlich einen oder mehrere dieser Punkte, sei es ein Angriff, das Öffnen oder Zerstören einer Tür, das Bewegen eines Marines, sogar das Drehen auf der Stelle, was sich zwar banal anhört, in der Praxis aber über Leben und Tod entscheiden kann, denn ein Space Marine, der dem Feind die kalte Schulter zeigt, ist schnell ein toter Space Marine. Um einen Angriff erfolgreich durchzuführen und einen Symbionten zu erledigen, werden durch das Spiel zwei sechsseitige Würfel gerollt. Um einen Gegner tatsächlich zu töten, benötigt ihr mindestens eine Sechs. Auf der Gegenseite müssen die Symbionten beispielsweise Schadenswürfel benutzen, wenn sie versuchen wollen, einen durch unseren Flamer in Brand gesetzten Gang entlang zu gehen. Nur bei einer Eins überleben sie das Flammeninferno und haben damit denkbar schlechte Chancen.

-b3-Und das bringt uns zu den verschiedenen Marine-Typen. Es gibt den Squad-Leader, Sergeant Lorenzo, der neben einer Nahkampfwaffe, die die Chancen auf das Überleben einer unmittelbaren Begegnung mit einem der Genräuber deutlich verbessert, die Fähigkeit besitzt, die Kommandopunkte neu zu würfeln. Äußerst praktisch, wenn ihr nur noch ein oder zwei der wertvollen Punkte habt und dringend mehr benötigt. Bruder Zael, der Heavy Flamer, ist wohl die wichtigste Einheit. Sein Flammenwerfer kann ganze Gänge in Brand stecken und somit einen Angriff auf euer Squad von hinten oder der Seite verhindern. Er ist daher aus taktischen Gründen praktisch unverzichtbar und muss in der ersten Mission gar überleben, um diese erfolgreich abzuschließen. Die drei verbleibenden Marines sind normale Kämpfer ohne besondere Spezialeigenschaften oder Fähigkeiten. Alle verfügen über den Bolter und die Fähigkeit Overwatch. Overwatch lässt euren Terminator eine Wachposition einnehmen, in der er beliebig viele Schüsse auf heranstürmende Feinde abgeben kann.

-b4-Bei Space Hulk -l12289- geht es im Grunde genommen darum, sein Squad mittels der spärlichen Aktions- und Kommandopunkte taktisch so geschickt zu positionieren, dass herannahende Gegner gar nicht erst die Chance bekommen, euch in den Nahkampf zu zwingen oder von hinten zu überfallen. Habt ihr einen der wichtigen Knotenpunkte, die mehrere Gänge miteinander verbinden, erst einmal abgesichert, dann müsst ihr oft nur noch geduldig abwarten, bis Runde um Runde alle Symbionten im gnadenlosen Kreuzfeuer eurer bleispuckenden Bolter ins Gras gebissen haben. Das Spiel ist dadurch, ähnlich wie ein richtiges Brettspiel, nicht rasant inszeniert, sondern gibt euch Zeit, jeden Zug genau zu überlegen, die Vor- und Nachteile gegeneinander abzuwägen und kluge Entscheidungen zu treffen – klassisches Strategie-Gameplay eben.

-b5-Im Multiplayer Modus könnt ihr entweder auf einem Gerät gegeneinander spielen oder online dem rundenbasierten Taktik-Spaß frönen. Die Präsentation ist dabei äußerst gelungen. Vor jeder Mission werdet ihr durch eine tiefe, sonore Stimme, der ihr den Ernst der Lage ohne zu Zögern abkauft, vorausgesetzt, ihr seid des Englischen (alle Texte sind aber in deutscher Sprache) mächtig, gründlich gebrieft. Die dunklen, engen Gänge sorgen für klaustrophobische Zustände und der Soundtrack erzeugt eine beispielhaft bedrohliche Atmosphäre.

Für 8,99€ bekommt ihr den kompletten Umfang der vor wenigen Monaten releasten PC-Version inklusive vergleichbarer Grafik aufs iPad. Und damit eine gelungene Umsetzung der Brettspielvorlage von 1989. Das Setting überzeugt mit toller Grafik, bedrohlichem Soundtrack und den skurril anmutenden Space Marines, bekannt aus dem “Warhammer 40k”-Universum. Trotzdem läuft Space Hulk -l12289- Gefahr, für den einen oder anderen schnell zu eintönig und langatmig zu werden, hat man sich die taktischen Grundlagen erst einmal einverleibt. Hinzu kommen unangenehme Performace-Probleme auf dem iPad mini.