Etwas mehr als ein Jahr ist es nun her, dass ihr euch in der Rolle des skrupellosen Kopfgeldjägers John Slade auf die Jagd nach dem wahnsinnigen Dr. Edgar Simon machen konntet. Die zeitweise etwas hektische Ballerei gefiel uns damals schon ziemlich gut, konnte der Titel doch mit überragender Grafik, tollem Sound, einer guten Steuerung und jeder Menge kompromissloser Action überzeugen. Doch auch die besten Spiele sind meistens nicht frei von kleinen Macken und lästigen Bugs – so fehlte dem Action-Shooter “Shadowgun” aus dem Hause Madfinger Games zum Beispiel ein waschechter Multiplayer-Modus. Wie es scheint, haben sich die Tschechen aber eines Besseren belehren lassen und schließen mit dem Free-to-play Titel “Shadowgun: DeadZone” eine Lücke, die den Shooter im Oktober letzten Jahres in unserem Test wertvolle Punkte kostete. Unseren Award räumte der Vorgänger trotzdem ab, ob das auch “Shadowgun: DeadZone” gelingt, lest ihr in unserem neuen Test.
-b1-In “Shadowgun: DeadZone” steht temporeiches Action-Geballer eindeutig im Vordergrund. In zwei Spielmodi kämpft ihr entweder für euch selbst und euer Leben oder gemeinsam mit anderen Spielern aus aller Welt im Team. Im “Deathmatch” gilt es, alles zu erledigen, was bei drei nicht auf den Bäumen ist. Auf mehreren Karten streiten bis zu 12 Spieler um den ersten Platz auf der Rangliste, wertvolle Punkte und Cash. Dabei seid ihr völlig auf euch allein gestellt und müsst euch in erster Linie auf eine funktionierende Hand-Augen-Koordination, gute Reflexe und nicht zuletzt auf ein bisschen Glück verlassen, denn je nachdem, wo ihr respawnt, gibts auch gerne mal ne Ladung Blei in den Rücken.
Ein bisschen anders sieht es schon bei “Zone Control” aus, denn hier habt ihr immerhin ein paar gleichgesinnte Mitstreiter und deshalb auch nur halb so viele Typen auf der Karte, die euch allzu gern auf ein Date mit dem Tod schicken würden. Bei dieser Mischung aus “King of the Hill” und “Capture the Flag” kommt es darauf an, die Kontrolle über mehrere auf der Map verteilte Punkte zu übernehmen und diese unter keinen Umständen wieder herzugeben. Beide Spielmodi funktionieren als das, was sie sind, sehr gut, sind kurzweilig und machen definitiv eine ganze Menge Spaß.
-b2-Aber jetzt kommt das Aber. Manchmal vergehen gefühlt Tage, bis ihr euch tatsächlich in den Kampf stürzen dürft, da die Server gelinde gesagt ein bisschen instabil zu sein scheinen. Und nicht nur hier besteht eindeutiger Nachholbedarf für das tschechische Entwicklerstudio. Weiterhin droppen Spieler nämlich einfach aus laufenden Partien und Lag ist ein allgegenwärtiges Problem in “Shadowgun: DeadZone“. Es ist einfach nervig, kann schon mal richtig frustrierend werden, wenn ihr zwei komplette Magazine auf einen scheinbar vor euch herlaufenden Kontrahenten leert, um dann dabei zusehen zu müssen, wie der virtuelle Ballermann ohne Vorwarnung von der Bildfläche verschwindet, ohne auch nur einen Kratzer abbekommen zu haben. Da wir nicht die Einzigen sind, die diese Probleme beobachtet haben und das Netz voll solcher Rückmeldungen ist, dürfte Madfinger sich der Sache eher in naher als in ferner Zukunft annehmen. Es bleibt also zu hoffen, dass es sich nach einem Update gleich viel frustfreier und angenehmer ballert, als dies jetzt der Fall ist.
-b3-Wir wollen aber keinesfalls den Eindruck aufkommen lassen, “Shadowgun: DeadZone” sei ein Fall für den virtuellen Mülleimer oder das Ding gar verteufeln! Wenn das Matchmaking nämlich funktioniert – und das ist Gott sei Dank öfter der Fall, als nicht – kann das Ding richtig Laune machen! Das Waffenarsenal sollte auch eingefleischte Shooter-Fans befriedigen, und die Möglichkeit, Perks und Items freizuschalten, bietet sogar so etwas wie Langzeitmotivation und so viel Spieltiefe, wie eben für einen Online-Shooter geht. Alle Upgrades müssen mit InGame-Money erworben werden. Das bekommt ihr eins zu eins für erspielte Erfahrungspunkte am Ende jeder Runde ausgezahlt. Es mag zu Beginn ein wenig abschreckend wirken, wenn ihr 220 Punkte gemacht habt, das Äquivalent dazu in glänzenden Münzen erhaltet und entgeistert feststellen müsst, dass die Waffe, mit der ihr schon seit zehn Runden liebäugelt, 45000 kostet… Je häufiger ihr aber den Lauf zum Glühen bringt, desto besser werdet ihr, macht pro Runde mehr Kills und erhaltet dementsprechend mehr Geld. Oder ihr helft via IAP nach
Gut gefallen hat uns, dass ihr auch während einer laufenden Partie auf euer Equipment zugreifen und dies ändern könnt. Genauso einfach lässt sich das Research-Menü aufrufen, in dem neue Items wie Flashbangs, Radar-Störer oder stationäre Automatikgewehre sowie Perks zum Erwerb bereitstehen, die beispielsweise eure Gesundheit schneller regenerieren lassen oder euch einen Agilitätsbonus geben. Die Aufrüsterei geht deutlich schneller, indem ihr für die Premium-Version des Spiels zahlt. Dann gibts nämlich Voice Chat, 50 % mehr Erfahrungspunkte und damit auch Geld, interessanterweise aber vor allem eine verbesserte Server-Performance. Spieler, die sich den temperamentvollen Wallach etwas kosten lassen, haben also einen eindeutigen Vorteil gegenüber denen, die sich mit dem geschenkten Gaul begnügen, sowohl was Gameplay als auch die Geschwindigkeit, mit der ihr im Level aufsteigt, angeht. Ihr könnt das Ding aber definitiv auch genießen, ohne eurem Sparschwein mit dem Hammer zu Leibe zu rücken.
-b4-Grafisch liegt “Shadowgun: DeadZone” ganz klar weit vorne im oberen Drittel der mobilen Spielepalette. Selbstverständlich müsst ihr eindeutige Abstriche machen, je länger und grauer der Bart ist, den euer Smartphone oder Tablet schmückt, auf dem iPad 3 allerdings sieht der rasante Ballerspaß verdammt gut aus. Detailreiche Charaktere, scharfe Texturen, schön anzusehende Licht-Effekte und geschmeidige Bewegungen machen mächtig Eindruck und lassen einmal mehr die Grenzen zwischen Mobile Gaming und Konsole verschwimmen.
Der Sound hatte uns schon im ursprünglichen “Shadowgun” sehr gut gefallen! Die Effekte, egal ob es sich um das ohrenbetäubende Knattern vollautomatischer Sturmgewehre oder trommelfellzerberstende Explosionen handelt, klingen überragend und verleihen “Shadowgun: DeadZone” nochmal eine Extraportion Shooter-Atmosphäre. Der Soundtrack kann mit aggressiven Metal-Tönen aufwarten und weiß den Ballerspaß perfekt zu untermalen. Super!
-b5-Die Steuerung lässt uns ein bisschen zwiegespalten zurück. Gelaufen wird per Swipe auf der linken Seite des Bildschirms, gezielt und geschossen, rechts. Soweit, so gut. Problematisch ist, dass es auf den verhältnismäßig kleinen Screens von iPhone und iPod touch in der Hitze des Gefechts alles andere als leicht ist, die einzelnen Buttons auch zu erwischen. Anstatt nachzuladen, macht man dann zum Beispiel eine zwar ziemlich agil wirkende, aber völlig nutzlose und ungewollte Seitwärtsrolle. Man muss den Jungs von Madfinger Games hier aber zugutehalten, dass man das Button-Layout komplett an seine Bedürfnisse anpassen kann, außerdem lässt sich der Schuss-Knopf in seiner Größe skalieren. Man hat also eigentlich alles getan, um eine funktionierende und effektive Steuerung zu basteln und letztendlich ist die Bildschirmgröße nun mal eine feststehender Faktor, auf den die Entwickler keinen Einfluss haben. Wir plädieren hier also im Zweifel für den Angeklagten.
“Shadowgun: DeadZone” ist ein bisschen wie eine Pilgerreise auf dem Jakobsweg – hat man die Anstrengungen einmal überwunden, gibts ne tolle Erfahrung für Lau. Grafik und Sound sind super, die Steuerung funktioniert nach einer kurzen Eingewöhnungsphase auch ordentlich, was aber stört, ist die instabile Performance. Das beginnt bei ewig langem Warten auf erfolgreiches Matchmaking und hört bei nervigen Lags auf. Abhilfe schafft in Teilen die Bezahlversion des Titels, doch wer kein Dauer-Zocker ist und nicht auf zusätzlichen Voice-Chat angewiesen, der sattelt den geschenkten Gaul und begibt sich auf den einen oder anderen bleihaltig wilden Ritt.