Seit letztem Donnerstag steht die iOS-Portierung des Xbox-Hits Oddworld: Stranger’s Wrath -l15724- im AppStore zum Download bereit. Wer anno dazumal im Jahre des Herrn 2005 nicht in den Genuss dieses Action-Adventures gekommen ist, der kann Verpasstes nun mobil nachholen. Uns sieht man die vergangenen zehn Jahre ohne Zweifel an, doch ob das auch für das Machwerk von Oddworld Inhabitants gilt, verrät euch unser Test.

-b1-Stranger’s Wrath, was sich in Etwa mit „Zorn des Fremden“ übersetzen lässt, entpuppt sich nach wenigen Spielminuten als ein echter Hybrid. Denn einerseits lenkt ihr den zornigen Fremden nämlich aus der Third-Person-Perspektive durch Oddword, andererseits seht ihr dann und wann alles direkt durch dessen Augen. Vorrangig nämlich dann, wenn es gefechtsmäßig heiß her geht. Sobald ihr eure reich bestückte Armbrust in Anschlag bringt, wechselt die Kamera in die First-Person-Ansicht. Doch auch ohne eure nächtlichen Gewaltfantasien auszuleben und mit aggressiven Stinktieren auf heranstürmende Schurken zu ballern, dürft ihr jederzeit in die POV-Perspektive wechseln. So lässt sich das Spiel prinzipiell entweder auf die eine oder die andere Art durchzocken.
-b2-Doch worum geht es überhaupt? Stranger ist Kopfgeldjäger aus Leidenschaft. Und weil er damit Leiden schafft, eckt der junge Mann regelmäßig an. Zu allem Überfluss braucht er ziemlich dringend einen nicht ganz unwesentlich großen Geldbetrag, um eine Operation zu bezahlen, die ihm hoffentlich sein liebes Leben retten wird. Klingt eher nach einer Folge NCIS? Stimmt, aber Oddworld: Stranger’s Wrath -l15724- ist nun mal ein Spiel der skurrilen Sorte – und das spiegelt sich nicht nur in der Story wieder.
-b3-Wer schon mal einen Blick in einen Oddworld-Titel geworfen hat, der weiß wovon wir sprechen. Eigentlich fängt es schon bei Stranger an, denn so recht einordnen lässt sich der Kopfgeldjäger nicht. Ein bisschen Löwe, eine Prise Wolf, Unterarme wie Popeye und ein Lederponcho, auf den jeder Vollblut-Indio neidisch sein dürfte, machen aus dem Fremden gelinde gesagt etwas ganz besonderes. Seine Opfer reihen sich artig ein in das regelrechte Kabinett der Kuriositäten, das sich euch, je nach Gerät, mehr oder weniger detailreich präsentiert. Wer z.B. ein iPad Air oder iPhone 6 sein Eigen nennen kann, kommt in den Genuss messerscharfer Kanten, geschmeidiger Animationen und hübscher Lens-Flare-Effekte. Auf dem iPad mini hingegen müsst ihr euch mit etwas matschigerer Grafik und weniger Details begnügen.
Das Gameplay gestaltet sich genauso abwechslungsreich wie der Rest des Titels. Um Geld für die erwähnte Operation zu sammeln, tut ihr das, was ihr am Besten könnt: Bösewichter fangen. Ob tot oder lebendig ist letztendlich egal, obwohl euch lebendige Beute etwas mehr Kohle einbringt. Essentiell wichtig für den Erfolg ist dabei eure Armbrust, die ihr zu jeder Zeit mit zwei unterschiedlichen Munitionsarten laden könnt.
-b4-Wer glaubt, es handele sich dabei um solch banale Dinge wie Brand- und Wasserpfeile, wird sich nach den ersten zehn Minuten verwundert die Augen reiben. Stranger spannt nämlich ausschließlich lebendiges Getier auf seine Sehne. Das AB-Hörnchen beispielsweise kann als Lockmittel eingesetzt werden, indem man es auf eine beliebige Stelle schießt, die der Gegner dann untersucht. Ein gezielter Schuss mit dem spinnenähnlichen Bolamite reicht anschließend aus, um den angelockten Schurken versandfertig zu verschnüren. Besiegte Gegner, ob tot oder nur ausgenockt, können dann mittels zweifelhafter Technik aufgesaugt und für die spätere Weitergabe im Handgepäck verstaut werden. Dauert das zulange, stehen bewusstlos geschlagene Rowdies wieder auf. Die Zapp-Fliege öffnet entweder Türen oder kann als Direktmunition verwendet werden, genauso wie der Fuzzle. Optional lassen sich die ungeheuer fusselig aussehenden Viecher aber auch als Tretmine verwenden. Läuft ein Gegner in ihrer Nähe vorbei, springen ihnen die hektischen Wollknäuel an die Gurgel und richten üblen Schaden an.
-b5-Neue Munition bekommt ihr, indem ihr den herumtollenden Tierchen was vor den Latz knallt und sie einfach aufsammelt. Die Steuerung ist dabei zunächst etwas gewöhnungsbedürftig, geht dann aber recht gut von der Hand. Umherlaufen tut ihr mittels eines virtuellen D-Pads auf der linken Bildschirmhälfte. Rechts schaut ihr euch im freien Raum um und könnt über stolze fünf verschiedene Buttons springen, schlagen, schießen, Kopfnüsse verteilen und die Kameraperspektive ändern. Hier wäre vielleicht eine etwas elegantere Lösung mit weniger Buttons und eine in manchen Situationen präzisere Umsetzung wünschenswert gewesen. Das Pausenmenü lässt sich verzögerungsfrei aufrufen und eine Schnellspeicherfunktion gibt es auch noch! Einziger Wermutstropfen ist die ausschließlich englische Synchro. Zwar gibt es deutsche Untertitel, doch die drei englischen Sprecher, die sämtlichen Charakteren ihre Stimmen geliehen zu haben scheinen, wirken irgendwie unmotivierter als sie sein sollten – bei so einem ansonsten gelungenen Action-Abenteuer!