„Need for Speed“ – das steht seit 1994 für heiße Schlitten, rasante Verfolgungsjagden und brennenden Asphalt. Electronic Arts hat mit der wohl beliebtesten Rennspiel-Serie aller Zeiten eine Institution geschaffen, die heute so nicht mehr vom Videospiel-Markt wegzudenken ist. In zuverlässiger Regelmäßigkeit erscheint ein Ableger nach dem anderen und lässt uns Spieler manchmal mehr, in jüngerer Vergangenheit auch leider öfter mal weniger begeistert vor den Bildschirmen zurück. Besonders angetan hatte es uns 2005 „NFS: Most Wanted“. Das Open-World-Konzept und die packenden Katz und Maus-Spielchen mit der Polizei kamen beim Spieler verdammt gut an. Und deshalb freuen wir uns, dass EA uns sowohl für Konsole als auch unser geliebten iOS-Geräte einen zweiten Teil spendiert. Titel wie „Real Racing 2“ und „Asphalt 7“ legen die Latte für gelungenen Rennspielspaß immer höher, weshalb abzuwarten bleibt, ob „Need for Speed Most Wanted“ auf iOS das Benzin im Blut der Spieler zum Kochen bringt oder es nur für ein müdes Gähnen reicht

-b1-Wer des Englischen mächtig ist, der wird bereits festgestellt haben, dass der Titel des Spiels das Wort für Geschwindigkeit in sich trägt. Und da sind wir direkt beim Kern von „Most Wanted„, denn seit dem Erscheinen des ersten Teils vor 18 Jahren geht es doch in erster Linie um den Rausch der Geschwindigkeit greifbar zu machen und mit Wagen, die wir uns (leider) allenfalls in unseren wildesten Träumen leisten können, über den Asphalt zu kacheln. Vorsicht Spoiler: „Most Wanted“ gelingt beides hervorragend, geradezu beispielhaft gut! Es fängt mit der umfangreichen Palette an freischaltbaren Fahrzeugen an, die selbstverständlich alle voll lizensiert in eure Garage rollen, sobald ihr sie euch leisten könnt und sie freigespielt habt. Nachdem ihr ein paar Einführungsrennen absolviert habt, in denen ihr euch mit einem Dodge Challenger SRT8 austoben dürft, macht sich wie in jedem Rennspiel erst einmal Ernüchterung breit, angesichts der Tatsache, dass ihr erst einmal mit einem Ford Focus weitergurken müsst. Doch keine Sorge: Von Mittelklasse-Rennern wie dem Jaguar XKR über den Porsche 911 Turbo 3.0 bis hin zum 999PS-starken Rennpferd aus dem Stalle VW, dem Bugatti Veyron, ist alles vertreten und will von euch über die Straßen geprügelt werden. Sogar für den ökologisch Interessierten, der es strikt ablehnt, die Umwelt mit überflüssigen Benzinabgasen zu verpesten – sei es auch nur virtuell – ist etwas dabei: Der Tesla Roadster fährt mit Strom und fliegt dank fehlendem Verbrennungsmotor beinahe lautlos über die Piste. Insgesamt umfasst der Fuhrpark über 30 Traumwagen und vorausgesetzt, ihr zockt euch nicht stundenlang die Finger wund, werden tatsächlich Tage, sogar Wochen ins Land ziehen, bis ihr auch den letzten der Traum-Boliden in eurer Garage stehen habt. Dafür benötigt ihr also ein bisschen Geduld und viel Geld, dass ihr je nach Abschneiden in den einzelnen Events verdient.
-b2-Eure Leistung in den diversen Rennevents, die allerdings leider nicht wie in der Konsolenversion in einer Open World stattfinden, wird jedes Mal mit Gold, Silber oder Bronze ausgezeichnet, je nachdem, welches Fahrziel ihr während des Rennens erreichen konntet. Die Ziele werden durch den Event-Typ definiert und reichen vom Unterbieten einer bestimmten Strecken-Zeit über das simple Erreichen des ersten Podiumsplatzes bis hin zum Aufstellen eines vorgegebenen Durchschnittgeschwindigkeit über die gesamte Strecke hinweg. Die Schwierigkeit ist dabei stets überschaubar und bleibt über das gesamte Spiel hinweg fair, schließt aber keinesfalls aus, dass ihr das ein oder andere Rennen mehr als einmal fahren müsst, um Gold euer Eigen nennen zu dürfen.
Hauptziel des Spieles ist es, wie der Titel schon erahnen lässt, der „Most Wanted Racer“ der Stadt zu werden. Um am Ende ganz oben auf der Liste zu stehen, müsst ihr 10 wildentschlossene Fahrerinnen und Fahrer herausfordern und zwischen Start und Ziel Staub fressen lassen. Die Most-Wanted-Events werden immer wieder zwischendurch freigeschaltet und sorgen während es gesamten Spieles zusammen mit der Jagd nach sündhaft teuren Traumautos für eine gehörige Portion Motivation.
-b3-So weit, so gut – „Most Wanted“ macht bis hierhin alles richtig, doch fehlte da nicht noch etwas? Richtig! Während ihr mit 340 über den Asphalt kachelt, belästigen euch in regelmäßigen Abständen übereifrige Gesetzeshüter, die ihren Job todernst nehmen und alles dafür geben würden, euch von der Straße zu holen und in die dunkelste Gefängniszelle der Stadt zu verfrachten. Die Hatz mit der Polizei komplettiert einen ohnehin schon starken Arcade-Racer und macht „Most Wanted“ zu einem großen Titel, der zu überzeugen weiß. Die Blaumänner setzen nicht nur ihr gesamtes fahrerisches Können, sondern auch Straßensperren und Krähenfüße ein, die, wenn ihr tatsächlich drüber fahrt, euch allerdings nur kurz abbremsen, jedoch nicht ganz ausschalten. Erwischt werdet ihr wahrscheinlich äußerst selten bis nie, die Cops fungieren eher als eine Art Störsignal, dass es euch manches Mal erheblicher, manchmal weniger erschwert, den Erstplatzierten zu überholen und die Führung ins Ziel zu retten. Ihr müsste allerdings aufpassen, dass ihr dabei euren Wagen nicht allzu sehr beschädigt, denn erstmals bei einem NfS-Spiel für iOS gibt es ein Schadensmodell. Dies erinnert stark an „Real Racing 2“ (klar, ist ja auch von den gleichen Entwicklern), denn auch hier könnt ihr Front- und Heckschürzen verlieren und euren Wagen bis zum fahrenden Schritthaufen auf zwei Rädern demolieren. Außerdem sorgen Kabbeleien mit den Männern in Uniform in regelmäßigen Abständen für „Das war GEIL“-Momente – und die sind, seien wir ehrlich, einer der Gründe, aus denen wir Racer wie diesen lieben gelernt haben. Rammt ihr die mit dem Martins-Horn jaulenden Peterwagen oft und geschickt genug, dann gibts nen Takedown, der die Blechschüssel gehörig durcheinander rüttelt und euch eine Extraportion NITRO beschert. So könnt ihr selbst in der letzten Kurve vor dem Ziel mit einem gewagten Fahrmanöver einen Cop ausschalten und mit der Lachgaseinspritzung Meter vor eurem Kontrahenten über die karierte Ziellinie rasen. Für weitere Motivationsschübe sorgen die Missionen (im Spiel Meilensteine genannt), die ihr innerhalb der Rennen absolvieren könnt. Da wäre zum Beispiel das Gewinnen einer vorgegebenen Anzahl an Rennen oder das Eliminieren von x Cops. Für jeden Erfolg erhaltet ihr SP-Punkte auf euer Konto, mit denen ihr dann bei bestimmten Punkteständen neue Wagen freischaltet.

-b4-Wo „Most Wanted“ spielerisch aufhört, knüpft es grafisch nahtlos an! Was euch da vor die verwöhnten Spieler-Augen gesetzt wird, sieht einfach großartig aus – gerade auf dem neuen iPad und dem iPhone 5. Wo viele Rennspiele auf schicke Wagen setzen, dabei aber die Umgebung etwas vernachlässigen, gibts bei NFS beinahe schon empörenden Detailreichtum sowie kanten- und flimmerfreie Texturen. Die Effekte sind wunderschön anzuschauen – und ja, auch die Wagen sehen hervorragend aus. Top!
Wie von „Need for Speed“ gewohnt, ist auch „Most Wanted“ mit einer Reihe an lizensierten Songs, vornehmlich aus dem Rock und Metal-Bereich, bestückt, die den Fahrspaß zu jeder Zeit passend untermalen. Jeder, der Boliden ist mit einem anderen und passenden Motorensound ausgerüstet und das Geheule der Polizeisirenen sowie die energischen Funksprüche (in englischer Sprache) sorgen für adrenalingeladene High-Speed-Rennen.

-b5-Bei so vielen Titeln macht dann doch die Steuerung alles kaputt. Nicht so bei „Most Wanted„! Was ihr hier lest, erinnert tatsächlich ein bisschen an eine Pathos-geschwängerte Lobeshymne, aber das ist völlig okay, denn sogar die Steuerung leistet sich keine Fehler. Gas gegeben wird automatisch, ihr lenkt die Schönheiten aus Stahl und Aluminium entweder per Neigungs- oder Button-Steuerung, wobei uns die Tilt-Variante äußerst gut gefallen hat! Das solch präzise Fahrmanöver einzig und allein durch das Neigen des Devices möglich sind, versetzt uns auch nach Stunden Spielzeit immer noch in wohliges Erstaunen. Per Swipe nach oben auf der rechten Bildschirmseite aktiviert ihr euren Nitro-Vorrat, links wird per Tap gebremst oder wenn gar nichts mehr geht, auch mal der Rückwärtsgang eingelegt. Besonders positiv erwähnt werden muss noch das Driften, welches in bisherigen NfS-Titeln eher weniger gut gelöst war und damit zu Punktabzügen führte. Im neuen Titel bringst du deinen Rennboliden zum Driften, indem du mit einem Finger die rechte Hälfte des Bildschirmes berührst – so einfach ist das. Kein hektisches Herumreißen des Gerätes ist mehr notwendig, was die Möglichkeiten und Steuerbarkeit der spektakulären und gummimordenden Fahrmanöver besser handlebar macht denn je.

Need for Speed Most Wanted“ macht eigentlich alles richtig! Ein grandioses Geschwindigkeitsgefühl, der große Fuhrpark voller lizensierter Wagen, eine Top-Grafik, die uns mit der Zunge hat schnalzen lassen, sowie ein klasse Sound verhelfen dem Renntitel zu unserer Top-Note. Das Spiel ist einfach zugänglich, schnell und macht einfach Spaß! Einzig und allein die verschiedenen Rennmodi wiederholen sich eben einfach irgendwann zu oft, aber darüber können wir angesichts des Rests vom Fest getrost hinwegsehen.