Mit der bedrohlichen Feststellung „Selbst im Jahr 2014 besitzt die Menschheit noch immer die Kraft, sich selbst zurück in die Steinzeit zu bomben“ beginnt unser heutiger Testkandidat. Denn der Schweizer Publisher Feinheit und Entwickler Blindflug Studios wollen mit ihrem neuen iPad-Strategiespiel First Strike Game -l13629- auf die Bedrohung für unseren Planeten durch Atomwaffen aufmerksam machen. Ob der Titel nur eine politische Botschaft aussendet oder auch mit gutem Gameplay punkten kann, haben wir uns genauer angeschaut.
-b1-First Strike Game -l13629- ist ebenso simpel, wie fordernd. Das liegt vor allem daran, dass ihr euch nicht erst mit komplizierten Statistiken und Regeln auseinandersetzen müsst, bevor ihr strategische Erfolge feiern dürft. Das Gameplay lässt sich nämlich schnell beschreiben: Zu Beginn entscheidet ihr euch für eine Atommacht, entweder die USA, West-Europa oder Süd-Korea, und ob ihr es mit einem oder zwei Gegnern aufnehmen wollt. Danach geht es ganz einfach darum, Länder einzunehmen, Langstreckenraketen für den Angriff sowie Cruise Missiles zur Abwehr zu bauen und in Forschung zu investieren, um euer atomares Arsenal effektiver zu machen.
-b2-In letzter Konsequenz nützt dann aber selbst der höchstentwickelte Atomsprengkopf nichts, wenn er in seinem Raketensilo verschimmelt. Deswegen heißt’s dann irgendwann – Feuer frei! Sobald ihr den Befehl per simplen Tap-Gesten erteilt habt, könnt ihr nur noch zusehen, wie sich der Treibstofftank in den höheren Atmosphären vom Sprengkopf trennt und das todbringende Geschoss scheinbar unaufhaltsam auf sein Ziel zurast. Im Idealfall gibt es dann noch einen ebenso hübschen wie bedrohlichen Atompilz und eine möglichst hohe Zahl in der Meldung über die Todesopfer zu sehen.
-b3-Dass einen beim Spielen zumindest während der ersten paar Runden ein mulmiges Gefühl in der Magengegend befällt, kommt nicht von ungefähr. Das kleine Entwicklerstudio Blindflug Studios, dass sich für First Strike Game -l13629- zusammen mit Feinheit verantwortlich zeigt, hat es bewusst darauf angelegt, dem Spieler die wahnwitzige Banalität, mit der der Tod im Atomkrieg um die Ecke kommt, direkt ins Gesicht springt. Man kann sich kaum vorstellen, dass unser aller Schicksal im Ernstfall in den Händen einiger weniger Machtmenschen liegt. Hände, deren Daumen dann unsicher über einem roten Knopf schweben, der, einmal gedrückt, das Ende der Welt, wie wir sie kennen, bedeutet.
-b4-Die Schweizer schaffen trotzdem etwas, dass die Realität, zu der es hoffentlich nie kommen wird, aber sicherlich vermissen lassen wird – den Spaß an der Sache! Ein Teaser zum Spiel bringt die Sache auf den Punkt. „First Strike is nuclear war, but it’s fun!“ zu deutsch: „First Strike ist Nuklear Krieg, aber es macht Spaß!“ Zwar schließen sich Atomkrieg und Spaß eigentlich aus, Spaß macht First Strike Game -l13629- aber tatsächlich. Die schnelle Echtzeitstrategie funktioniert vor allem über Timing. Über Sieg oder Niederlage entscheidet, wer im richtigen Moment die richtigen Entscheidungen trifft und vor allem, wer die dicksten Eier in der Hose – pardon, die meisten Raketen im Silo hat.
-b5-Beeindruckt hat First Strike Game -l13629- uns außerdem mit seinem ebenso simplen wie raffinierten Design. Die Befehle zum Angreifen, Forschen und Bauen wählt ihr nämlich über ein schickes 3D-Kreismenü aus, dass nach einem Tap auf das jeweilige Land über der Erdkugel schwebend aufpoppt. Gäbe es einen Auszeichnung für simple Menüführung und Steuerung, First Strike Game -l13629- wäre ein ernstzunehmender Anwärter. Was man dem Titel eventuell vorwerfen kann, ist der Ablauf der eigentlichen Gefechte, denn die laufen immer gleich ab. Nachdem ihr ein Ziel ausgewählt habt, hofft ihr, dass der Gegner keine Abwehrraketen stationiert hat und versucht im Gegenzug, die feindlichen Raketen rechtzeitig zu entdecken und abzufangen. Hier wären vielleicht noch verschiedene Modi sinnvoll, um für etwas mehr Abwechslung zu sorgen.
First Strike Game -l13629- ist mehr als nur eine politische Botschaft, nämlich ein netter Zeitvertreib für den strategie-affinen Mobile-Zocker. Die Tatsache, dass Millionen Menschenleben mit einem simplen Knopfdruck unwiderruflich ausgelöscht werden und dass hinter diesem „Spaß“ die eiskalte Realität mit dem Vorschlaghammer darauf wartet, euch ohne Vorwarnung ins Gesicht zu dreschen, machen diesen Titel zu einer Kritik der besonderen Art. Wir haben uns beim Spielen teilweise vor uns selbst erschreckt, als wir feststellen mussten, dass wir uns nach anfänglich noch herrschender Betroffenheit im späteren Spielverlauf über zerstörte Länder und Millionen Todesopfer irgendwann ernsthaft gefreut haben. Abgesehen von der eindrücklichen Botschaft, die sich hier in eure Köpfe drängt, zeichnet sich der nukleare Strategiespaß aber durch eine super Steuerung und hübsche Visuals aus. Von uns gibts einen Daumen hoch!