So sehr sich der Gucci-tragende Geschäftsmann mit Krokodils-Lederkoffer in der Hand und seinem Smartphone am Ohr auch dagegen sträuben mag, er hält in diesem Moment eine beinahe vollentwickelte Spielekonsole im Miniformat in den Händen. Worin unterscheiden sich nun iPhone und iPad von deren großen Brüdern in spielerischer Hinsicht? Klar, ein Skyrim auf Playstation 3 bietet eine grafische Pracht, von der ein jeder passionierter iPhone-Spieler nur träumen kann, aber seien wir ehrlich: Diesen Anspruch kann sowieso kein App-Entwickler ernsthaft haben. Da ist jedoch noch etwas anderes. Beinahe egal, welches Spiel man nun auf den “großen” Konsolen zockt, man steckt seine wertvolle Zeit hinein. Und wenn es sich dabei um Rollenspiele handelt und alles was nur irgendwie mit in diese Kategorie gehört, dann oft sogar mehr als so manchem von uns eigentlich lieb ist. In diesem Punkt haben “Dungeon Crawlers” und beispielsweise Diablo nun aber etwas gemeinsam, denn dieses Spiel ist keine schnelle Nummer für zwischendurch! Warum, dass haben wir für euch im Test herausgefunden.

-b1-Mit “Dungeon Crawlers” weht uns ein klassisches “SRPG” (Strategic Role Playing Game), also ein Strategie-Rollenspiel ins Haus. Das bedeutet, dass Kämpfe rundenbasiert ablaufen, sich also der Spieler und dessen Gegner dabei abwechseln, ihre Aktionen auszuführen, seien es Fernattacken, Angriffszauber, Schwerthiebe oder das Wirken eines Heilungszaubers. Dabei gilt es die Energiebalken der eigenen Spielfiguren gut im Auge zu behalten. Besonders, im späteren Verlauf des Spiels wird das immer wichtiger, denn passt man nicht auf, dann werden einem die Angriffe der immer stärker werdenden Gegner nämlich richtig gefährlich und man muss für den restlichen Kampf in einem Dungeon-Abschnitt auf einen der Kameraden verzichten.
Bevor wir zu den wirklich guten Punkten des Spiels kommen, erst die milde ausfallende Kritik. Der größte Schwachpunkt dieses kleinen, aber feinen Rollenspieles verbirgt sich in durchaus zu fixenden Problemchen, die durch Updates sicher leicht zu beheben sind. Wenn die Kämpfe ablaufen, dann wünscht man sich nämlich nach kurzer Zeit, dass man die Aktionen der Gegner vorspulen kann. Denn diese erfolgen zumeist seeeeehr langsam, verzögern so die ganze Story und nehmen dem Pacing viel Tempo. Dadurch ist es unumgänglich, einiges an Geduld aufzubringen, um nicht bereits nach wenigen Spielminuten wieder abzuschalten. Würde man das tun, ein ansonsten fein konzipiertes und durchaus spaßiges Spielerlebnis zu verpassen!
-b2-Nun zum Positiven, und davon hat “Dungeon Crawlers” einiges zu bieten. Man spielt die vier Helden Aegon, Payter, Roy und Failston, die zusammen ein dynamisches Quadriumvirat bilden, dass sich vor den Gefährten in “Der Herr Der Ringe” nicht verstecken muss. Während ihr durch verwinkelte Dungeons streift, trefft ihr auf allerlei verschiedene Gegnertypen und liefert euch mit diesen einen heißen Schlagabtausch, nach dem anderen. Die eingängige Steuerung macht es euch leicht, selbst dem fettesten Bossgegner den Gar aus zu machen. Und die gute Kamera vereinfacht das Ganze nochmal.
-b3-Auch für die Befriedigung des Sammeltriebs, der viele Gamer plagt, ist gesorgt. Etliche Kammern lassen sich nach geheimen Gängen, versteckten Türen und großen Schätzen durchsuchen und wer einen kleinen Abstecher wagt, der wird sicher mit einigen seltenen Items belohnt. Ein weiterer schöner Aspekt ist der Humor, mit dem das Spiel aufwartet. Der witzige Comic- Look des Spiels impliziert es schon: Hier nimmt man sich nicht übermäßig ernst und das tut gut. Die Dialoge zwischen den Charakteren sind frisch spritzig und wer genau aufpasst, der findet sogar die eine oder andere Anspielung auf bekannte Filme oder Videospiele.
-b4-Die Grafik von “Dungeon Crawlers” ist keinesfalls State of the Art, aber passt insgesamt sehr gut in das restliche Gesamtbild des Spiels. Der fröhlich freche Comic-Look unterstreicht den witzigen Kontext und die durchaus humoristischen Dialoge der gut ausgearbeiteten Protagonisten. Abzüge gibt es jedoch für die Gestaltung der Dungeons. Der Name des Spiels verrät schon, dass man sich durch eben jene düstere Höhlenlabyrinthe kämpfen muss und es wäre zu wünschen gewesen, dass Ayopa Games ein bisschen mehr Arbeit in die Gestaltung der Umgebung gesteckt hätte. Obwohl wir das schon als Meckern auf hohem Niveau bezeichnen müssen. Die Effekte kommen durchaus solide daher. Der Zauberer Aegon schleudert Goblins und anderen fiesen Monstern aller Art mächtige Feuer- und Eiszauber entgegen und diese glitzern in bunten Farben ebenso wie Roys Heilzauber. Alles in allem passt der Grafikstil sehr gut in das restliche Spielkonzept und unterstreicht den Humor, mit dem “Dungeon Crawlers” daherkommt. Die liebevoll animierten Hauptcharaktere runden das ganze ab und verhelfen dem kleinen SRPG zu einer Punktzahl im oberen Bereich der Skala.

Soundtechnisch ist uns “Dungeon Crawlers” durchweg positiv aufgefallen. Das liegt zum einen an den schön untermalten Effekten, zum anderen an der stimmungsvoll inszenierten Musik, die einem erfreulicherweise nicht, wie in vielen anderen Spielen, nach kurzer Zeit auf die Nerven geht. Hier hat Ayopa Games wirklich einen guten Job gemacht. Die Musik reagiert dynamisch und passt sich an, je nachdem, ob ihr euch gerade im Kampf befindet oder einfach nur durch die Dungeons streift. Dies lässt euch noch tiefer in die stimmige Welt von Goblins und Zauberern eintauchen und verhilft dem Spiel zu einer guten Gesamtpunktzahl in unserer Wertung.

-b5-Die Steuerung an sich funktioniert sehr gut. Ihr erkundet die Untergrundwelten, indem ihr einfach auf eine Stelle tippt, zu der ihr euch bewegen wollt und schon marschiert euer Charakter schnurstracks drauf los. Sobald ihr aber in einen Kampf geratet, ändert sich das Ganze ein wenig. Eine Art Raster erscheint auf dem Boden, auf dem ihr euch bewegt, wie auf einem Spielfeld. Eure Figuren haben dann eine gewisse Reichweite, die durch die Quadrate auf dem Boden angezeigt werden und können sich dann entweder durch den Raum bewegen oder Angriffspunkte nutzen, um einen Gegner zu attackieren. Das ganze findet dann sowohl für eure Widersacher als auch für die Helden in abwechselnden Runden statt. Im Prinzip wie in vielen klassischen Brettspielen. Zauber und Attacken lassen sich ohne viel Aufhebens über ein aufpoppendes Aktionsrad auswählen und die Kamera lässt sich ebenso erstaunlich gut steuern. Mit zwei Fingern auf dem Touchscreen verändert ihr den Blickwinkel und mit einem Finger den gesamten Bildausschnitt. So behaltet ihr auch bei verwinkelten Höhlen und aufregenden Kämpfen, den es aber wie schon gesagt etwas an Dynamik fehlt, immer die Übersicht über das Spielgeschehen. Hier können wir also ein klares Lob aussprechen, denn für ein Strategie-Rollenspiel, das in der Theorie komplizierter sein könnte, ist die Steuerung erfrischend simpel und eingängig konzipiert worden.

Dungeon Crawlers” ist wie anfangs schon erwähnt nicht wie ein liebloser One-Night-Stand. Vielmehr muss man das Spiel wie eine sensible Frau behandeln, Zeit darin investieren und wird, wenn man ein wenig Geduld aufbringt, tatsächlich mit einem guten Spielerlebnis belohnt, dass durch Sound, Grafik und Steuerung weiß, den Spieler in seinen Bann zu ziehen. Sieht man über einige Schwächen wie z.B. die fehlende Möglichkeit, die gegnerischen Aktionen zu überspringen, hinweg, erwartet einen stundenlanger Spielspaß mit liebevoll ausgearbeiteten Charakteren und klassischem “Diablo”-Feeling. Wer also ein solides Strategie-Rollenspiel für iPhone und iPad sucht, der schlägt zu.