Seit mehr als einem Jahrzehnt beliefert EA zahlreiche Plattformen mit hervorragenden Sportspielen. Egal ob FIFA, NHL oder Madden, für nahezu jede Spielekonsole dieser Welt gibt es die Sportklassiker von EA, natürlich auch für iOS. Kürzlich ist mit „Madden NFL 12“ der diesjährige Ableger der Football-Simulation im AppStore erschienen. Eines ist schon vorweg klar: eine so komplexe Sportart wie die des American Footballs auf ein Gerät in Hosentaschenformat zu bekommen, ist wirklich schwer. In den letzten Jahren hat sich EA aber durchaus respektabel geschlagen und mit „Madden NFL 11“ durchaus gute Bewertungen erhalten. Doch wie schaut es zur neuen Saison mit dem neuen Ableger „Madden NFL 12“ aus? In welchen Punkten hat sich das Spiel verbessert? Kann das Spiel die hohen Erwartungen halten? Handelt es sich um einen „Touchdown“ oder doch eher nur ein „Sack“? Wir klären es in unserem Testbericht.

-b1-Auf eines ist bei EA Verlass, nämlich das stets Lizenzen für die Original-Team und -Spieler vorliegen. So auch in der neuesten Ausgabe nicht anders, so dass du mit den 32 aktuellen NFL-Teams auf Touchdown-Jagd gehen kannst. Bei den Spielmodi bietet das Spiel neben dem Schnellspiel natürlich auch die Möglichkeit, eine komplette Saison zu spielen. Und wenn dir der Weg durch das Jahr zu lang ist, dann gehts halt gleich in die Playoffs.
-b2-Vor jedem Spielzug – egal ob Offence oder Defense – gilt es erst einmal, die Taktik festzulegen. Dabei stehen dir, wie von „Madden NFL“ gewohnt, nahezu unzählige Spielzüge zu Verfügung. Experten können sich also ohne Ende austoben und ihre Taktik bis ins kleinste Detail festlegen, Laufwege manuell eingeben uvm. Und die richtige Auswahl ist, wie im richtigen Sport auch, genauso wichtig wie der Spielzug an sich. Denn wenn du die Laufwege deiner Mitspieler nicht kennst, kannst du das ovale Spielgerät eigentlich sofort dem Gegner in die Hand drücken. Sobald du allerdings den Spielzug durchdacht hast und dir durch die Laufwegeübersicht aus der Vogelperspektive eine noch eine bessere Übersicht verschafft hast, kommt es nur noch auf das richtige Timing an und du kannst einen perfekten Spielzug landen. Hierzu bedarf es dann allerdings zusätzlich auch eine gehörige Portion Ruhe, denn sobald der Spielzug begonnen hat, hast du zahlreiche Buttons auf dem Bildschirm, die alle eine Aktion auslösen. Laien, die einfach nur eine Sportsimulation spielen wollen, werden hier definitiv überfordert. Da wird es wahrscheinlich darauf hinauslaufen, dass sie entweder schon beim ersten Spiel das Gerät genervt in die Ecke werfen und „Madden“ von selbigem verbannen. Oder aber es wird halt immer mit der gleichen Standard-Taktik in einen Spielzug gegangen, nämlich genau der, den das Spiel als erste Option anbietet.
-b3-Hat man sich dann auf die Taktik festgelegt, darfst du ein paar Sekunden einen Spieler, den du stets frei wählen kannst, steuern, bis das Spiel dann wieder unterbrochen ist und der nächste Spielzug geplant werden muss. Beim realen Football-Match werden diese doch etwas nervigen, ständigen Unterbrechungen dann mit lauter Musik und Party überbrückt, das fehlt im Spiel leider komplett.

-b4-Aber kommen wir noch einmal zu der oben bereits kurz angesprochenen Steuerung. Auf der linken Seite gibt es ein virtuelles Steuerkreuz, mit dem du deinen ausgewählten Spieler kreuz und quer über die Wiese jagenkannst. Unten rechts wird es dann schon schwieriger, denn da warten gleich sechs verschiedene Buttons darauf, von dir im richtigen Moment bedient zu werden. Alle einzelnen Funktionen jetzt hier auszuzählen, würde den Rahmen dieses Testberichtes eindeutig sprengen, nur so viel sei gesagt: ohne das einleitende Tutorial, das es sowohl für das Offense- als auch das Defense-Spiel gibt, wirst du ihre Bedeutung nicht verstehen – mal eben intuitiv spielen ist also zum Scheitern verurteilt. Selbst als Profi verstehst du zwar sicherlich die Spielzüge schneller, aber das Timing für den Pass, die Finten und all die kleinen Spielereien brauchen selbst dann eine nicht zu knappe Eingewöhnungszeit. Auch die einzelnen Buttons sind – zumindest wenn man die Pranken eines richtigen Footballers hat – schwierig zu treffen, da sie doch verhältnismäßig klein sind und nahe beieinander liegen. Was hingegen gut funktioniert, ist das Auswählen der Taktiken und das Einzeichnen der Laufwege. Hierfür Daumen hoch, ansonsten eher Durchschnitt.

-b5-Kommen wir zur Grafik, die vom Prinzip her ein Feuerwerk abbrennt. Das Spiel sieht auf den ersten Blick wirklich klasse aus, hochauflösende Menüs, liebevoll gestaltete Ingame-Grafik, jubelnde Zuschauer. Doch leider hat sich in unseren Versuchsspielen dann doch relativ schnell eine gewisse Ernüchterung eingestellt, denn leider ruckelt das Spiel im eigentlichen Spielgeschehen auch auf einem iPhone 4 merklich. Das ist zwar nicht so schlimm, da trotzdem ein vernünftiger Spielfluß zustande kommen kann, verringert aber logischerweise trotzdem das Spielvergnügen – und die Bewertung.
Der Sound ist klassisch wie bei allen Spielen der Serien recht gut gelungen. Hits tönen in den Menüs und im Match geben dann die Zuschauer, die Moderatoren und das Spielgeschehen den Ton an. Pfiffe, Gejubel der Menge, zusammenprallende Körper und englischsprachige Kommentare. Dem American Football – Fan geht ein Herz auf und auch wir als eher Semi-Profis fühlen uns direkt wie auf dem Spielfeld eines US-Stadiums. Hunderttausende Fans um uns rum. Nur wir sind der Held. Wir bekommen den Ball. Wir laufen. Noch 20 Yards. Noch 10. 5. Wir sind durch. Die Menge tobt, ein kurzes Tänzchen und dann den Ball auf den Boden gedonnert… Touchdown! Zu Ende geträumt. Nur die wie oben schon erwähnte Party-Stimmung in den Unterbrechungen hat uns etwas gefehlt. Kurzum aber trotzdem gut.

Madden NFL 12“ ist ein guter Vertreter der American Football – Sparte mit nahezu Monopolstellung im AppStore, denn die Konkurrenz ist spärlich gesät. Allerdings richtet sich das Spiel sicherlich eher an Football-Kenner, denn als Laie, der nur mal eine Runde spielen möchte, ist es doch etwas zu komplex. Dies ist aber auch schon aus den vorherigen Spielen bekannt. Allerdings konnten wir keine großen Unterschiede zwischen der aktuellen und der Vorgänger-Version ausmachen. Wer also nicht unbedingt Wert auf den aktuellsten Kader legt, der kann getrost beim Vorgänger bleiben.