Auf kaum ein Spiel hat die iOS-Welt so sehnsüchtig gewartet wie auf Infinity Blade. Auf der Präsentation auf Apples Keynote im September diesen Jahres trauten wir unseren Augen kaum. Infinity Sword kam mit einer solch gigantischen Grafik daher, das dieses Spiel wohl alles bisher Dagewesene in den Schatten stellt. Viele bezeichnen das Spiel als das beste iOS-Spiel aller Zeiten. Doch kann das Spiel diese hohen Erwartungen erfüllen? Unser Testbericht beantwortet diese Frage.
-b1-Angekündigt wurde Infinity Blade als Rollenspiel. Und um dies gleich vorwegzunehmen: unserer Meinung ist es das aber nicht wirklich. Es handelt sich nach unserer Einschätzung hier eher um ein Actionspiel mit Rollenspiel-Elementen. Warum wir zu dieser Einschätzung kommen? Ganz einfach: für ein richtiges Rollenspiel fehlen einfach ein paar entscheidende Punkte, z.B. eine frei erkundbare 3D-Welt. Vor allem auch durch die Grafik-Demo Epic Citadel suggeriert, hatten wir eigentlich auf genau dieses gehofft – und es auch erwartet. Fehlanzeige! Denn genau das bietet Infinity Blade nicht. Es bietet nur eine mehr oder weniger lineare Story, durch die du dich durch einzelne blaue Wegpunkte hangelst. Die Wege zwischen den einzelnen Wegpunkten werden durch kurze animierte Passagen dargestellt. An einem Wegpunkt angekommen, bleibt dir nur die Möglichkeit, nach rechts und links zu schauen und deine Umgebung zu bewundern. Deine Füße sind wie an diesem Fleck einzementiert, mit diesen kommst du keinen Zentimeter von der Stelle.
Also ist Infinity Blade eine große Enttäuschung? Vielleicht, wenn du auf ein wirklich umfangreiches Rollenspiel mit offener 3D-Welt gehofft hast. Doch durch eines kann das Spiel dies wettmachen: den Action-Part mit den grandiosen Schwertkämpfen.
-b4-Doch fangen wir am Anfang an: beim Start des Spieles wartet erst einmal ein kurzes Introvideo auf dich, dass dir die Geschichte rund um Infinity Blade erzählt. Eingebettet darin sind auch die ersten Steuerungsanweisungen, die später an ausgewählten Stellen noch vertieft werden.
Die Geschichte hinter Infinity Blade ist schnell erklärt. Dein Held ist Teil einer Blutlinie, die seit Generationen den Kampf gegen den übermachtigen God King aufnimmt, einem mächtigen und nahezu unsterblichen Herrscher, der die Menschheit verachtet und unterdrückt. Auf dem Weg zu seinem Thronzimmer, in dem du ihn zum ultimativen Endkampf herausfordern kannst, stellen sich dir diverse Untertanen des Herrschers in den Weg: vom schwer bewaffneten Ritter bis zu riesigen Monstern ist alles dabei. Wenn du alle Schlachten erfolgreich bestritten hast, wartet der Endgegner auf seinem Thron auf dich – und wird dich töten.
-b2-So wird es zumindest sicherlich bei den ersten Durchgängen ablaufen, denn God King ist noch einmal ein ganz anderes Kaliber als seine Untertanen – nicht umsonst ist er der Anführer. Aber keine Sorge, dass Spiel ist nicht zu Ende, zumindest nicht wirklich. Denn gute 20 Jahre später macht sich dein Sohn auf den gleichen Weg. Wieder warten die gleichen Gegner auf dem gleichen Pfad zum Endgegner, allerdings haben diese die letzten 20 Jahre nicht untätig rumgesessen, sondern ihre Fähigkeiten verbessert. Doch keine Sorge, das wird nicht (zwangsläufig) zur „Never Ending Story“, denn du hast sämtliche Fähigkeiten und Ausrüstung deines gefallenen Vaters geerbt. Und machst dich nun erneut auf dem Weg zu God King – denn irgendwann wirst du ihn besiegen
-b3-Für jeden erfolgreichen Kampf erhältst du – hier sind wir dann auch bei den Rollenspiel-Elementen angelangt – Erfahrungspunkte sowie Geld. Nebenbei kannst du zwischen den Kämpfen auch diverse Gegenstände wie neue Ausrüstung, Geld oder Heiltränke einsammeln. Mit dem gesammelten Vermögen hast du dann im Shop im Möglichkeit, deine derzeitige Ausrüstung aufwerten: neue Waffen, Schilder, Helme, Rüstungen und magische Ringe warten dort auf dich. Jedes Teil hat seine besonderen Vorzüge – aber auch seinen Preis Mit der gesammelten Erfahrung kannst du auch deine Fähigkeiten verbessern, so dass du z.B. durch eine erhöhte Gesundheit mehr Treffer der Gegner einstecken kannst.
Kommen wir zu dem Teil, welcher das Spiel besonders auszeichnet: die Grafik. Der Unreal Engine 3 leistet hier in seinem ersten iPhone-Spiel ganze Arbeit. Unserer Einschätzung nach gab es bisher in keinem einzigen Spiel im AppStore eine so brillante, detailreiche und dabei auch noch flüssige 3D-Grafik wie in Infinity Sword. Obwohl unsere Wertung nur von eins bis zehn reicht, würden wir dem Spiel gerne 11 Punkte für die Grafik geben – aber das können wir natürlich nicht. Es soll nur verdeutlichen, welche Klasse gerade auf dem Retina-Display zu erwarten ist.
Auch der Sound steht der imposanten Grafik in nichts nach. Dramatisch und furchteinflößendes Getöse und Gebrülle der Gegner, genau passend zur Optik der diversen Monster. Das Scheppern von Metall im Kampf, schweres Atmen nach einem anstrengenden Kampf – kurzum: rundum wirklich gelungene Soundeffekte.
-b5-Die Steuerung des Spieles ist denkbar einfach. Durch das direkte Antippen von Wegpunkten gehst du dort hin, gleiches Verfahren bei Gegenständen sammelt diese ein. Im „Kampfmodus“ gibt es unten in der Mitte des Displays einen Button, mit dem du dich mit deinem Schild schützen kannst. Dies steht dir aber nur eine begrenzte Anzahl pro Kampf zur Verfügung. Unbegrenzt hingegen kannst du die Buttons links und rechts verwenden, die ein Ausweichmanöver einleiten, um gegnerischen Schlägen zu entkommen. Dein Schwert zum Angriff schwingen kannst du mit einfachen Wischbewegungen über das Display. Aber nicht nur zum Angreifen ist deine Waffe geeignet. Entgegne Schlägen deines Gegners mit entgegengesetzten und gut getimten Gegenschlägen, um diese zu parieren.
Etwas komplizierter wird es bei den Spezialbewegungen, um die Zauberkräfte deines Ringes (Feuer, Eis, Schock, Heilen und Gift) einzusetzen. Diese kannst du aber alle im Menü einsehen und werden dir auch auf dem Display angezeigt, so dass diese nach kurzer Zeit im Eifer des Gefechtes quasi von alleine aufs Display gemalt werden.
Infinity Blade ist eine Universal-App, die also auch auf dem iPad gespielt werden kann. Und auch dort macht sie annähernd genauso viel Spaß wie auf iPhone und iPod touch. Warum nur annähernd? Das wollen wir dir erklären. Von der Grafik gibt es auch auf dem iPad nicht viel zu mäkeln, allerdings ist die Steuerung aufgrund der deutlich größeren Wege und Distanzen beim Schlagen und zwischen den drei Verteidigungsbuttons etwas schwieriger. Bei normalgroßen Händen ist es kaum möglich, das iPad in der Hand zu halten und zeitgleich alle Buttons schnell und problemfrei zu erreichen – der Schild-Button in der Mitte ist für die Daumen dann doch eine ganze Ecke weg. Besser ist hier, das Gerät hinzulegen, damit geht es deutlich besser von der Hand.
Abschließend müssen wir natürlich noch die oben gestellt Frage beantworten: ist Infinity Blade nun das beste iOS-Spiel aller Zeiten? Unsere Antwort darauf fällt geteilt aus: in Sachen Grafik und Sound würden wir dem uneingeschränkt zustimmen, auch die Steuerung ist klasse. Allerdings ist das Gameplay leider relativ monoton, da sich die Story quasi mit steigendem Schwierigkeitsgrad ständig wiederholt. Auch die erhoffte freie Rollenspiel-Welt fehlt. Aber ist dies ein Manko des Spieles oder sollte man es eher als uneingeschränktes Actionspiel mit gnadenlosen schwertkämpfen betrachten? Wir meinen ja. Und dann ist Infinity Blade wirklich das (derzeit) beste iPhone-Spiel aller Zeiten – und erhält damit als erstes Spiel bei iPlayApps.de die Höchstnote von 10!