Schon wieder gibt es eine Neuauflage eines Klassikers, der seit rund einem Jahrzehnt sein Genre beherrscht. Und schon wieder ist er von EA. Vor kurzem war es mit “FIFA 12” die neueste Version der Fußballreihe, heute ist es mit “Die Sims Mittelalter” die der Simulationsfamilie. Was 2000 auf dem Computer mit dem Titel “Die Sims” angefangen hat, setzte sich über “Die Sims 2” und “Die Sims 3” kontinuierlich fort, wobei jede dieser Vollversionen noch durch unzählige so genannte Erweiterungspacks ergänzt wurde. Nun haben wir mit “Die Sims Mittelalter” den neuesten Ableger der Serie in der Hand. Also ab ins Mittelalter und in die dreidimensionale Welt der so real wirkenden Polygonfiguren.
-b1-Zu Beginn noch einmal eine kurze Zusammenfassung des generellen Prinzips von “Die Sims” für die wenigen Unwissenden da draußen: Bei “Die Sims” handelt es sich schon um eine Real-Life-Simulation. Das bedeutet, du kreierst zu Beginn des Spieles einen Sim und stattest sie mit Kleidung sowie Charaktereigenschaften aus. Dann ziehst du entweder in ein Mietobjekt ein oder du betätigst dich selbst als Bauherr und gestaltest dir dein eigenes Anwesen nach Lust und Laune. Hierzu gehört nicht nur das Haus an sich, sondern besonders die Inneneinrichtung. Tische, Stühle, Betten, Lampen. Es steht praktisch alles zur Auswahl, was du auch im IKEA deines Vertrauens findest. Beschränkt bist du – wie so oft im Leben – durch deine finanziellen Mittel, was dich auch dazu bewegen wird, einer regelmäßigen Tätigkeit nachzugehen. So viel generell.
-b2-Nun wird das ganze in “Die Sims Mittelalter” einfach in die Zeit von Rittern und Minnesängern übertragen. Auch hier beginnt alles mit der Auswahl und Bekleidung deines Sims, wofür einige wie aus dem Geschichtsbuch kopierte Outfits zur Auswahl stehen. Danach geht es dann ins Zuhause und prinzipiell sind deine Aufgaben die gleichen wie im originalen “Die Sims”, nur einige Jahrhunderte früher: Haus einrichten, Freunde finden, Spaß haben und Geld verdienen. Doch, wie du dir denken kannst, gestaltet sich letzteres in dieser Zeit etwas anders als in der Neuzeit. Und in der Tat wird “Die Sims Mittelalter” an diesem Punkt fast zum Rollenspiel. Denn statt Zeitungen auszutragen oder Pizza auszufahren, wirst du zum edlen Krieger, der sich sein Geld durch das Erledigen von Quests verdient, für die er einen Lohn kassiert. Diese führen dich in entlegene Winkel des Reiches und lassen dich alles vergessen, was du vorher erlebt hast. Kämpfe mit Bösewichten sind an der Tagesordnung und können nur mit entsprechend scharfen bzw. mächtigen Hilfsmitteln ausgefochten werden. Diese und zahlreiche anderen Dingen kannst du auf dem Marktplatz käuflich erwerben.
-b3-Wie du siehst: Alles steht hier im Zeichen des Mittelalters und insgesamt versteht EA es schon sehr gut, den Spieler in diese altertümliche Zeit zu versetzten. Gewänder, Umgebung sowie Stimmung wirken im Zusammenspiel mit der Animation des Lebens in der damaligen Zeit sehr gut. Auf der anderen Seite ist natürlich auch eine großes Maß an Durchhaltevermögen gefragt, denn die Quest sind umfangreich und der Weg hin zu einem ruhmreichen Teil des Adels mit Haus und Hof ist steinig und lang. Uns hat es auf jeden Fall Spaß gemacht und wir haben uns über diesen ungewöhnlichen Ableger der Serie wahrlich amüsiert.
-b4-Die Grafik ist größtenteils schön gestaltet, hat aber an einigen Stellen auch ihre Schwächen. Während die Umgebung wunderschön und hochaufgelöst dargestellt wird, wirken die Figuren manchmal etwas verpixelt, was teilweise zu etwas unrealistischen Körperformen führt. Im Großen und Ganzen haben die Entwickler von EA hier ihren Job gut gemacht und das Problem der fast unbeschränkten Interaktion mehr als passabel gelöst.
Der Sound passt richtig gut zum Thema. Mittelalterliche Musik begleitet dich zeitweise im Hintergrund und auch der Rest der Aktionen wird stimmungsvoll vertont. Wenn allerdings gerade nichts Großartiges passiert, herrscht eine nahezu bedrohliche Stille. Das ist unserer Meinung nach nicht ideal gelöst, da dies auch zeitweise einfach für Langeweile sorgt, die einfach hätte vermieden werden können. Insofern wäre hier mit konsequenter Hintergrundmusik und mehr Aktionsgeräuschen deutlich mehr dring gewesen. So verbesserungswürdig.
-b5-Die Steuerung ist bei einer Simulation wie dieser einer der zentralen Punkte. Denn ohne funktionale und vor allen Dingen übersichtliche Steuerung macht auch das tollste Spielprinzip keinen Sinn. Das ist EA bei “Die Sims Mittelalter” wie auch den anderen Sims-Spielen für iOS gut gelungen. Die Buttons sind sehr gut angeordnet, sodass die gewünschten Aktion schnell gefunden werden können. Allerdings braucht es dafür einige Eingewöhnungszeit, da es die unzähligen Aktionen und Kommunikationsmöglichkeiten mit anderen Sims erst zu erkunden gilt, bevor sie auch voll ausgenutzt werden können. Allerdings bedarf es bei der einen oder anderen Aktion mehrerer Tapse, da die entsprechenden Aktionen leider nicht immer sofort ausgeführt werden.
“Die Sims Mittelalter” ist der neueste Spross der “Die Sims”-Serie und kann so auf einem guten Fundament aufbauen. Während sich am Grundprinzip nicht viel geändert hat, bringt die neue Zeit Abwechslung. Denn da du deinen Lebensunterhalt durch zu erfüllende Quests verdienst, wird “Die Sims Mittelalter” an diesem Punkt nahezu zu einem Rollenspiel. Diese sind sehr vielfältig und sorgen für viel Abwechslung im Spiel – auch wenn sich der Kern des Spieles das ständige Hin- und Hergelaufe von einem Ort zum Nächsten beschränkt. Ordentliche Grafik und eine durchdachte Steuerung mit komplexen Menüs machen das ganze schlussendlich zu einer guten Simulation. Kein Überflieger, aber für Fans der Serie, die nichts gegen etwas Veränderung haben, durchaus eine Überlegung wert.