Wer das Wort „Retro“ hört, denkt in den allermeisten Fällen nicht an Videospiele. Denn schließlich sind diese ein relativ junges Phänomen in der Gesellschaft. Retro ist für die meisten Menschen vielleicht eine LED-Lampe, die an die Glühbirnen des frühen 20. Jahrhunderts erinnern soll. Oder die neueste Netflix-Serie, die in den 1930er Jahren spielt. Vielleicht gehen auch noch Sneaker im Stil der 1980er als Retro durch, aber ausgerechnet Gaming soll jetzt auch an längst vergangene Zeiten erinnern? Selbstverständlich, denn die ersten Generationen, die mit Gaming aufwuchsen, bewegen sich langsam aber sicher auf das Rentenalter zu. Spätestens in der Midlife-Crisis beginnen sie, sich in ihre jungen Jahre zurückzusehnen. Retro-Gaming ist dabei ein idealer Weg, sich in vergangene Zeiten zurückzuversetzen.
Denn die Erinnerung an Spiele zieht sich oft durch verschiedene Lebensphasen. Während der Schulzeit wurde mit Freunden vielleicht Super Mario oder Donkey Kong auf der Spielekonsole gezockt. Ein Emulator macht den Heim-PC zur Zeitmaschine, die alte Erinnerungen wiedererweckt. In der Kollegstufe war vielleicht das Actionspiel Half-Life die liebste Ausrede, um nicht lernen zu müssen. Die Neuauflage des Klassikers versetzt den Spieler zurück in diese schwierige, aber auch aufregende Zeit. Und während des Studiums war die Pokerrunde mit Freunden und Kommilitonen fester Bestandteil eines Samstagabends. Videopoker gilt wohl auch dank solcher nostalgischer Gefühle zu einem der Lieblingsspiele der Online Casino-Community. Ob es nun diese oder andere Spiele sind, die Gamer einmal gespielt haben: Um die Vergangenheit noch einmal zu durchleben sind sie bereit, einiges an Geld und Aufwand zu investieren. Das ist der Gaming-Industrie nicht entgangen.
Anfangs ging es beim Retro Gaming vor allem um das Sammeln alter Hardware. Viele Spielkonsolen der ersten Generationen wurden robust konstruiert, so dass sie bei pfleglich er Behandlung auch Jahrzehnte später noch funktionstüchtig sind. Auf Flohmärkten und auf eBay machten sich die ersten Retro-Gamer deshalb auf die Suche nach Originalgeräten und Spielen. Als nächstes kamen Hobby-Programmierer auf die Idee, alte Games auf dem PC spielbar zu machen. Aufgrund der Weiterentwicklung der PC-Hardware stellte das kein großes Problem dar. Allerdings hat die Sache einen Haken: Die sogenannte Emulations-Software an sich ist zwar legal. Nicht aber das Herunterladen der Spiele, die noch dem Urheberrechtsschutz unterliegen.
Trotzdem fanden die Emulatoren rasche Verbreitung, was schließlich auch die Rechteinhaber der Originalspiele auf den Plan rief. Zunächst beschränkten sie sich darauf, die Verletzung ihres Copyrights zu beklagen. Nach und nach erkannten sie aber das finanzielle Potential dieses Phänomens. Schnell wurden erste sogenannte Ports veröffentlicht, die alte Games auf neuen Betriebssystemen spielbar machen. Sowohl für den PC, als auch für Konsolen und mobile Geräte sind in den letzten Jahren zahlreiche Titel veröffentlicht worden. Sogar einige Konsolen wie der Nintendo Classic wurden als Mini-Version neu aufgelegt. Der Trend dürfte auch langfristig erhalten bleiben, denn die nächste Generation der Retro-Gamer wächst schon heran. Welche Spiele sie in einigen Jahrzehnten wohl wiederfinden möchten?